Lieferengpass Metalcaptase® – was ist zu tun?

von Reinhard Borek (Kommentare: 0)

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Wie viele bereits wissen: Aktuell besteht ein Lieferengpass für das Medikament Metalcaptase®, Inhaltsstoff D-Penicillamin - wie seit der Corona-Krise bereits auch für andere Medikamente. Dieser Lieferengpass betrifft beide Metalcaptase®-Darreichungsgrößen à 300 mg und à 150 mg.

Dies ist jedoch, was die Versorgung mit D-Penicillamin betrifft, zum Glück kein Grund zur Sorge!

Der Lieferengpass betrifft lediglich das in Deutschland hergestellte D-Penicillamin der Firma Heyl. Eine Meldung über den Lieferengpass ist ordnungsgemäß von der Firma Heyl an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erstellt worden, siehe dazu: Veröffentlichte Lieferengpassmeldungen (Zugriff 23.10.2022, im Feld Mitte rechts unter „AM-Bezeichnung" „Metalcaptase" eingeben und links auf das Feld „Filter" drücken).

Was ist nun zu tun?

  1. Überprüfen Sie den Bestand an Tabletten zu Hause, fordern Sie mit einer Vorlaufzeit von mind. 4 Wochen in der ärztlichen Praxis ein Rezept an (siehe unter 4.)!
  2. Zur Verfügung stehen u. a. Cupripen® 250mg von der Firma LABORATORIOS RUBIO S.A. aus Spanien, Cuprenil® 250 mg von der Firma Teva, welches aus Polen oder Litauen bezogen wird, sowie aus dem Vereinigten Königreich „Penicillamine 250 mg tablets" und „Penicillamine 125 mg tablets" der Fa. Mylan (wahrscheinlich wird der Import vom Letztgenannten aber noch etwas länger dauern). All diese sind in den Ländern jeweils für die Behandlung des Morbus Wilson zugelassen, was für die Abrechnung der Apotheke wichtig ist.

  3. Die genannten Medikamente können über die internationale Apotheke bezogen werden. Um Letzteres, den Bezug über die Auslandsapotheke, muss sich Ihre Apotheke kümmern. Den meisten Apotheker:innen ist dieses Verfahren bekannt, und nur wenige Apotheken sind in diesem Punkt nicht kooperativ (in dem Fall suchen Sie bitte eine andere Apotheke auf, welche über die Internationale Auslandsapotheke bestellt). - Es existieren mehrere Angebote im Internet, Medikamente aus dem Ausland zu beziehen: Wie valide, zuverlässig und nutzbar diese jedoch sind, dazu liegen uns keine eigenen Erfahrungen vor.

  4. Auf dem Rezept muss das Original-Präparat Metalcaptase® stehen!!! (Auskunft Techniker-Krankenkasse: evtl. vorab mit der Apotheke klären). Da dieses nicht lieferbar ist, ist die Apotheke, bei welcher das Rezept eingereicht wurde, verantwortlich, ein für den Morbus Wilson zugelassenes Präparat im Ausland zu bestellen. Welches der Präparate gewählt wird, ist am ehesten vom Großhändler abhängig, mit welchem die Apotheke zusammenarbeitet.

  5. Bei Bezug von Alternativen mit 125 mg bzw. 250 mg ist darauf zu achten, dass diese geringer als die viel genutzte Metalcaptase®-Tablette à 300 mg sind. Eine Tablette à 150 mg steht im Ausland nicht zur Verfügung, so dass die Dosierung und Verteilung mit behandelndem/r Arzt/Ärztin bei Abweichung von der üblicherweise verwendeten Tablettendosis besprochen werden sollte. Es hängt u. a. davon ab, welche mg/Tablette aus dem Ausland bezogen wird.

  6. Kniffeliger ist es bei jüngeren Kindern, die keine hohen Tagesdosierungen benötigen. Bitte besprechen Sie dies mit der Apotheke, ob dann sinnvollerweise auf dem Rezept D-Penicillamin à 250 mg stehen soll, um sicher zu gehen, eine Tablette mit geringerer Menge zu erhalten – immer in Abhängigkeit von der Tagesdosis und -verteilung.

  7. Es entstehen im Allgemeinen Mehrkosten bei Bezug aus dem Ausland. Laut der Techniker-Krankenkasse (Telefonat) rechnet die Apotheke diese mit der Krankenkasse ab. Die Mehrkosten können zum einen durch höhere Präparat-Kosten, aber auch durch den Transport entstehen. Wer sicher sein möchte, bei Einreichen eines solchen Rezeptes nicht auf durch die Apotheke eingeforderte Mehrkosten zu stoßen und/oder „hängen zu bleiben", sollte die Krankenkasse vorab anrufen.

  8. Der Bezug aus dem Ausland benötigt mindestens 2-3 Wochen, deshalb bitte diese Vorlaufzeit (plus Abholen des Rezeptes in der Praxis oder die Zeit für eine etwaige Zusendung) mit einbeziehen! Aktuell geht es nicht „auf den letzten Drücker"! Eine weitere Alternative wäre ggf., dass Apotheken den Wirkstoff D-Penicillamin verkapseln können, insofern eine Bezugsquelle für den Wirkstoff besteht.

Im Zusammenhang mit dem bedauerlichen Lieferengpass besteht unsererseits ein transparenter Kommunikationsaustausch mit der Fa. Heyl.

Wir hoffen, mit diesen Informationen Fragen beantwortet und Sorgen abgebaut zu haben.

Bei weiteren Fragen empfehlen wir, sich an die „vertraute“ Apotheke zu wenden. Diese haben über fachspezifische Plattformen eher Zugriff auf Präparate im Ausland, die als Ersatz genutzt werden dürfen. Zudem kann die Apotheke über solche Plattformen einsehen, wann Lieferengpässe voraussichtlich enden.

Morbus Wilson e. V., 24.10.2022

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